Funktion, Vorteile und Grenzen moderner LLM-Erweiterungstechniken im Vergleich
Autor: Sebastian Wittor Project Manager Medical Engineering bei BAYOOMED Co-Autoren: Yussuf Kassem, Christian Riha Software Engineers bei BAYOOMED
Large Language Models (LLMs) haben die Welt der künstlichen Intelligenz revolutioniert, doch sie haben auch ihre Grenzen. Um diese zu überwinden und die Fähigkeiten von LLMs weiter zu verbessern, wurden verschiedene Techniken entwickelt. Eine der vielversprechendsten ist Retrieval-Augmented Generation (RAG), aber es gibt auch andere innovative Ansätze. In diesem Kapitel werden wir uns eingehend mit diesen Erweiterungstechniken befassen, ihre Funktionsweise erklären und ihre Vor- und Nachteile diskutieren.
Mehr zum Thema?
Wer noch tiefer in die Welt der Large Language Models eintauchen möchte, findet hier weiterführende Beiträge unserer Expert:innen:
Retrieval-Augmented Generation (RAG)
Retrieval-Augmented Generation ist eine Technik, die die Stärken von LLMs mit denen von Informationsabrufsystemen kombiniert. Sie zielt darauf ab, die Genauigkeit und Aktualität der von LLMs generierten Antworten zu verbessern, indem sie externe Informationsquellen in den Generierungsprozess einbezieht.
Funktionsweise von RAG
Anwendungsbeispiele von RAG
- Intelligente Diagnosesysteme zur präzisere und kontextbezogenen Analysen von Patientendaten
- Generierung personalisierter Behandlungsempfehlungen
- Verwendung als medizinische Chatbots und Assistenzsysteme
- Pharmakovigilanz-Systeme zur identifikationpotenzieller Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen von Medikamenten.
- Medizinische Dokumentationsassistenten
Vorteile von RAG
Nachteile von RAG

Few-Shot Learning
Few-Shot Learning ist eine bemerkenswerte Fähigkeit moderner LLMs, die es ihnen ermöglicht, neue Aufgaben mit nur wenigen Beispielen zu erlernen und zu bewältigen. Diese Technik hat die Art und Weise, wie wir KI-Modelle trainieren und einsetzen, revolutioniert.
Funktionsweise von Few-Shot Learning
- Das Modell wird mit einer breiten Wissensbasis vortrainiert.
- Bei einer neuen Aufgabe werden dem Modell wenige (typischerweise 2-5) Beispiele präsentiert.
- Das Modell nutzt sein Vorwissen, um die Muster in den Beispielen zu erkennen und auf neue, ähnliche Fälle anzuwenden.
Anwendungsbeispiele von Few-Shot Learning
- Sentiment-Analyse in spezifischen Domänen
- Klassifikation von Kundenanfragen in neuen Produktkategorien
- Erkennung von Anomalien in Datensätzen mit begrenzten Beispielen
Erweiterter Vorteil: Domänenübergreifende Generalisierung
Few-Shot Learning ermöglicht es LLMs, Wissen aus einem Bereich auf einen anderen zu übertragen. Dies ist besonders wertvoll in Szenarien, wo Daten in einer Domäne knapp sind, aber reichlich in einer verwandten Domäne vorhanden sind.
Zusätzliche Herausforderung: Auswahl repräsentativer Beispiele
Die Qualität und Repräsentativität der wenigen Beispiele sind entscheidend für den Erfolg des Few-Shot Learnings. Die Auswahl dieser Beispiele erfordert oft menschliches Expertenwissen und kann die Leistung des Modells erheblich beeinflussen.

In-Context Learning
In-Context Learning ist eine elegante Methode, bei der Beispiele und Anweisungen direkt in den Eingabetext integriert werden, um das Modell für spezifische Aufgaben anzupassen. Diese Technik nutzt die Fähigkeit von LLMs, Kontext zu verstehen und darauf zu reagieren.
Der Prozess von In-Context Learning
- Formulierung der Aufgabe als natürlichsprachliche Anweisung
- Bereitstellung von Beispielen innerhalb des Eingabetextes
- Präsentation der eigentlichen Aufgabe oder Frage
Anwendungsszenarien von In-Context Learning
- Personalisierte Textgenerierung basierend auf Stilbeispielen
- Ad-hoc-Übersetzungen mit domänenspezifischen Terminologien
- Anpassung von Chatbots an spezifische Unternehmensrichtlinien
Erweiterter Vorteil: Dynamische Anpassungsfähigkeit
In-Context Learning ermöglicht es, das Verhalten des Modells in Echtzeit anzupassen, ohne das Modell selbst zu verändern. Dies ist besonders nützlich in Situationen, die schnelle Anpassungen erfordern, wie bei sich ändernden Kundenanforderungen oder in Krisensituationen.
Zusätzliche Herausforderung: Kontextlimitierung
Die begrenzte Kontextgröße, die LLMs verarbeiten können, kann die Komplexität und Menge der Beispiele einschränken, die für In-Context Learning verwendet werden können. Dies erfordert oft eine sorgfältige Auswahl und Komprimierung der relevanten Informationen.

Continual Learning
Continual Learning ist ein ambitionierter Ansatz, der darauf abzielt, LLMs kontinuierlich neue Informationen lernen zu lassen, ohne bereits erlerntes Wissen zu vergessen. Diese Technik ist entscheidend für die Entwicklung von KI-Systemen, die sich an eine sich ständig verändernde Welt anpassen können.
Strategien von Continual Learning
Potenzielle Anwendungen von Continual Learning
- Nachrichtenaggregatoren, die sich kontinuierlich an neue Ereignisse und Themen anpassen
- Medizinische Diagnosesysteme, die mit neuen Forschungserkenntnissen Schritt halten
- Finanzmodelle, die sich an sich ändernde Marktbedingungen anpassen
Erweiterter Vorteil: Langfristige Relevanz
Continual Learning verspricht, die Lebensdauer und Relevanz von LLMs erheblich zu verlängern, indem es ihnen ermöglicht, mit dem Fortschritt in verschiedenen Wissensbereichen Schritt zu halten, ohne vollständig neu trainiert werden zu müssen.
Zusätzliche Herausforderung: Balancierung von Stabilität und Plastizität
Eine der größten Herausforderungen beim Continual Learning ist es, das richtige Gleichgewicht zwischen der Bewahrung bestehenden Wissens (Stabilität) und der Aufnahme neuer Informationen (Plastizität) zu finden. Zu viel Plastizität kann zu katastrophalem Vergessen führen, während zu viel Stabilität die Anpassungsfähigkeit einschränkt.

Fazit
Diese fortschrittlichen Lerntechniken erweitern die Möglichkeiten von LLMs erheblich und eröffnen neue Anwendungsfelder. Sie ermöglichen eine flexiblere, effizientere und nachhaltigere Nutzung von KI in verschiedensten Bereichen, von der Forschung bis zur praktischen Anwendung in Unternehmen und im Alltag. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Methoden wird zweifellos eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Evolution der künstlichen Intelligenz spielen.
Meilenstein der KI: Die Bedeutung von LLMs für unsere digitale Zukunft
Die Entwicklung und Anwendung von Large Language Models markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der künstlichen Intelligenz. Von ihrer grundlegenden Architektur bis hin zu fortschrittlichen Erweiterungstechniken wie RAG haben LLMs die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren und Informationen verarbeiten, grundlegend verändert.
LLMs im Gesundheitswesen: Effizienz ohne Datenschutzrisiken
Besonders im Gesundheitswesen zeigt sich das enorme Potenzial dieser Technologie. Offline-LLMs ermöglichen es, die Vorteile fortschrittlicher KI-Systeme zu nutzen, ohne dabei den Datenschutz und die Privatsphäre der Patienten zu gefährden. Von der Unterstützung bei der Diagnosestellung über die Personalisierung von Behandlungsplänen bis hin zur Förderung der medizinischen Forschung – die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und vielversprechend.
Zwischen Innovation und Verantwortung: Herausforderungen bei der LLM-Nutzung
Gleichzeitig stehen wir vor wichtigen Herausforderungen. Die Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Datenschutz, die ethischen Implikationen des KI-Einsatzes in sensiblen Bereichen und die Notwendigkeit robuster Regulierungen sind nur einige der Aspekte, die es zu adressieren gilt.
Ein Blick in die Zukunft: Multimodalität, Continual Learning und mehr
Die Zukunft der LLMs verspricht weitere spannende Entwicklungen. Mit Techniken wie Few-Shot Learning, In-Context Learning und Continual Learning werden diese Systeme immer anpassungsfähiger und vielseitiger. Die Integration von multimodalen Fähigkeiten könnte zu noch intuitiveren und umfassenderen KI-Assistenten führen.
LLMs als Spiegel menschlicher Kreativität und kollektiven Fortschritts
Letztendlich liegt es an uns, diese mächtigen Werkzeuge verantwortungsvoll zu gestalten und einzusetzen. Mit dem richtigen Ansatz haben LLMs das Potenzial, nicht nur die Effizienz in vielen Bereichen zu steigern, sondern auch komplexe Probleme zu lösen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, die der Gesellschaft als Ganzes zugutekommen. Während wir in diese aufregende Zukunft der künstlichen Intelligenz blicken, ist es wichtig, sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen im Auge zu behalten. LLMs sind nicht nur ein technologisches Werkzeug, sondern ein Spiegel unserer eigenen Kreativität und unseres Strebens nach Wissen und Fortschritt. Mit der richtigen Balance zwischen Innovation und Verantwortung können sie zu einem kraftvollen Instrument für positive Veränderungen in der Welt werden.